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Erklärfilme im Lernbüro

29. Dezember 2016
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Im Lernbüro wird mit binnendifferenzierten Arbeitsplänen u.a. intelligentes Wissen vermittelt. Eine Möglichkeit dabei sind digitale, selbsterstellte Erklärfilme.

Setting:
Gesamtschule mit Lernbüros in Deutsch, Englisch, Mathematik
Dauer:
schuljahresbegleitend
Zielsetzung:
Fachkompetenzen gemäß Kernlehrplan, Medienkompetenz (Informationserarbeitung mit Filmen)
notwendige Ausstattung:
WLAN, Smartphones, Laptops, Kopfhörer, Schnittsoftware,...
Aufwand:
Das Konzept muss nachhaltig im Schulprogramm verankert werden.

Vorbereitung

  1. Fortbildung von drei Kolleg*innen
  2. Erstellung erster Materialien
  3. Fortbildung weiterer Kolleg*innen
  4. Etablierung der Schüler-Werkstatt, „Blink-it“

Ablauf

An der Gesamtschule Höhscheid gibt es drei grundsätzliche Lernarrangements, um mit der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler umgehen zu können. Im Lernbüro wird stark individualisiert gelernt, in NARG (Nw, Al, Rel, Gl) findet epochaler kooperativer bzw. projektorientierter Unterricht statt und in den Werkstätten (Ku, Mu, Sp) können die Kinder verschiedene Angebote aus einem Pflicht- und Wahlangebot auswählen.

Im Lernarrangement Lernbüro sind die Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik verortet. Zur Orientierung des Lernens in diesen Fächern sind in den Kernlehrplänen des Landes NRW die Fachkompetenzen systematisch aufeinander aufbaut. Um das schrittweise Lernen zu verdeutlichen, haben wir die landesweiten Kompetenzerwartungen in Kompetenzraster überführt. Ein Kompetenzraster ist eine Tabelle, in deren ersten Spalte unterschiedliche (Teil-)Kompetenzen aufgeführt werden. Hier geht es um das, was gekonnt werden soll. In der horizontalen Ebene werden Kompetenzausprägungen dargestellt. Es geht darum, wie gut es gekonnt wurde. So wird ein Entwicklungshorizont abgesteckt, indem in differenzierter Weise der Weg beschrieben wird, und zwar von einfachen Grundfähigkeiten bis hin zu komplexen Fähigkeitsstufen. Ein erfolgreicher Lernprozess kann als ein horizontales Voranschreiten in der Kompetenzrastertabelle sichtbar gemacht werden.

Anders ausgedrückt: jedes Kind hat seinen individuellen Leistungsstand, der einer bestimmten Lernstufe bzw. Kompetenzrasterfeld entspricht.

Um einen Kompetenzzuwachs zu erlangen, müssen Lernerinnen und Lerner sich aktiv und individuell damit beschäftigen. Nur so kann eine neue neuronale Verknüpfung im Gehirn angelegt werden. Dies gelingt mit kompetenzfördernden Lernaufgaben. Lernerinnen und Lerner erarbeiten sich eigenständig in ihrem eigenen Lerntempo ihre Kompetenzen (Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen). Dabei erhalten sie im Sinne der Binnendifferenzierung ein Angebot von verschiedenen Lernaufgaben, aus denen sie nach individuellen Interessen und Fähigkeiten auswählen können. Alle Lernaufgaben zu einem Kompetenzrasterfeld sind in einem Arbeitsplan gesammelt. Die Arbeitspläne für die einzelnen Kompetenzbereiche liegen zum Beginn des Schuljahres weitgehend vor, so dass die Kinder eine reelle Möglichkeit der Selbstbestimmung von Thema, Zeitpunkt und Arbeitstempo haben.

Arbeitspläne leiten und strukturieren den individuellen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler innerhalb einer oder mehrerer Kompetenz(-stufe). Dabei haben sie einen unterschiedlichen Umfang; von einer bis zu mehreren Unterrichtsstunden, in denen kompetenzorientiert gelernt wird. Für uns bedeutet das, dass neben der systematischen Vermittlung intelligenten Wissens kompetenzfördernde Lernaufgaben mit Alltagsbezug bearbeitet werden. Die zugehörigen Aufgabenstellungen sind binnendifferenziert, stellen individuelle Fördermaterialien zur Verfügung und sind mit verschiedenen Sozialformen aufbereitet. Dieser Lernprozess kann sich in folgende Phasen gliedern:

  1. Das solltest du schon können… Diagnoseaufgaben, individuelle Förderempfehlungen usw. haben das Vorwissen im Blick (siehe Check-in-Seiten der Schulbücher).
  2. So kommst du in das Thema rein… Hier können die Schülerinnen und Schüler ein erstes Verständnis selbst entwickeln.
  3. Das solltest du wissen… Lehrerinputs (in Kleingruppen), Materialien, Videotutorien usw. liefern das intelligente Wissen, was zur Umsetzung der Kompetenz bzw. Lösen eines Problems benötigt wird.
  4. So kannst du dein Wissen anwenden… Lernaufgaben sind das Herzstück eines Arbeitsplans und dienen dem schüleraktivem Lernen.
  5. So kannst du üben… Intelligentes Üben und Transferaufgaben sichern den nachhaltigen Lernerfolg.
  6. Das kannst du jetzt… Check-outs (formative Tests) machen Lernerfolge bewusst und dienen der Metakommunikation.

Nicht alle Phasen müssen in einem Arbeitsplan vorkommen. So findet eine an die zu erlernende Kompetenz angepasste Reduktion des Umfangs statt. Arbeitspläne können auch verschiedene Schwerpunkte besitzen.

In der dritten Phase wird das intelligente Wissen vermittelt. Damit ist das Wissen gemeint, um eine Kompetenz umsetzen zu können, der Schlüssel zum Können. Zum Beispiel benötige ich das Wissen wie die einfache Vergangenheitsform im Englischen gebildet wird, um von meinem Urlaub im Englischunterricht erzählen zu können. Die Arbeitspläne bieten binnendifferenziert verschiedene Möglichkeiten an dieses Wissen zu gelangen: Die Lernerinnen und Lerner können es selbstständig mit Hilfe des Buches erarbeiten, die Lehrkraft kann einen kurzen Vortrag oder Ähnliches abhalten (1. Pädagoge) oder Kinder, die schon schneller beim Lernen sind und ihr Wissen unter Beweis gestellt haben (Klassenarbeit etc.), erklären es anderen Kindern (2. Pädagoge bzw. Chefsystem). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Lernraum (3. Pädagoge) Lernmöglichkeiten zur Verfügung stellt. An der GE Höscheid geschieht dies unter anderem durch Erklärfilme und Quizelemente in virtuellen Räumen im Internet.

Die Struktur der Erklärfilme ist einfach aufgebaut: Zu Beginn wird die Bedeutung der ausgewählten Kompetenz vorgestellt. Danach wird innerhalb von drei Minuten das intelligente Wissen zur Umsetzung der Kompetenz vermittelt. Dabei sind folgende Fragen von Bedeutung:

  1. Was sollen die Schülerinnen und Schüler (SuS) verinnerlichen?
  2. Welche Informationen benötigen die SuS?
  3. Wie motiviere ich die SuS mit meinem Video?
  4. Wie kann ich Bilder, Metaphern, Geschichten etc. in mein Video einbetten?
  5. Was sollen die SuS nach dem Video tun?

Nachdem ein Erklärfilm angeschaut wurde, kann das Verständnis mit Hilfe von einem kleinen Quiz überprüft werden. Die Filme etc. sind auf dem Server der Firma blink.it gespeichert. Sie liegen als passwortgeschützte App vor und können somit mit Smartphones und Laptops angeschaut werden. Fast alle Kinder haben Smartphones und können ihre eigenen Endgeräte im Unterricht nutzen oder können sich einen Schullaptop ausleihen. Zuhause kann zum Nacharbeiten oder zur Vorbereitung auf Klassenarbeiten die App ebenfalls genutzt werden.

Die Erklärfilme sind in der Regel von Fachlehrkräften passend zum schulinternen Curriculum erstellt worden. Der Grundstock der Materialien wurde in einer dreitägigen Lehrerfortbildung in Kooperation mit den Gesamtschulen Uellendahl-Katernberg aus Wuppertal und der Gesamtschule Heiligenhaus aus Velbert erstellt. Konstantin Ristl und Michael Witzke von dem Start-up Unternehmen blink.it aus Darmstadt gaben dort eine Einführung in die verschiedenen Videostile und das dafür benötigte Werkzeug. Dabei wurde bei den Videos zwischen live, halblive und besprochenen Folien unterschieden.

Die drei genannten Schulen tauschen sich bei der Filmproduktion aus. Weitere Filme für neue Arbeitspläne müssen neu produziert oder können auch aus einschlägigen Videokanälen heruntergeladen werden. Hier ist nur eine Verlinkung notwendig.

Mögliche Varianten und Ergänzungen

Das Projekt wird evaluiert und Veränderungen ergeben sich demnächst automatisch.

Tipps und Tricks

Der erste Schritt ist der Schwerste.

Raum für kreatives Gestalten

Darüber hinaus gibt es eine Werkstattgruppe von Schülerinnen und Schülern, die im Auftrag von Lehrkräften Filme erstellt. Hier wird die Technik der Videoerstellung vermittelt. So können in Zukunft leistungsstarke Schülerinnen und Schülern, die schnell mit den Arbeitsplänen fertig sind, als motivierende Aufgabe die Erstellung von Erklärfilmen übernehmen.

Weitere Materialien dazu

Autor*in

Dirk Braun
Gesamtschule Höhscheid - http://www.gesamtschule-höhscheid.de

Dieser Beitrag ist eine Einreichung zum Wettbewerb "Digitales Lernen in der Praxis - Ideen für den Unterricht"

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