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Umgedrehter Unterricht mit eigenen Lernvideos

29. Dezember 2016
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Die Kinder erstellen auf der Grundlage einer Ausgangsdiagnose mit iPads kooperativ themengebundene Selbstlernvideos für ihre Mitschüler*innen und generieren passendes (Online-)Übungsmaterial.

Setting:
Heinrich-Grupe-Schule / Englisch / kooperative Gesamtschule
Dauer:
fünf Doppelstunden
Zielsetzung:
Das Projekt fördert die Sprachkompetenz (Wiederholen und Anwenden zentraler Zeitformen in der Zielsprache), die Medienkompetenz (Umgang mit Tablets zu Film-/Dokumentationszwecken sowie zur Bildbearbeitung mit geeigneten Apps) sowie die Sozial- und Selbstkompetenz (Teamfähigkeit, Kreativität).
notwendige Ausstattung:
5-6 iPads, Apple-TV, Beamer, WLAN, Internetzugang
Aufwand:
mittel, Einbindung der Schulgemeinschaft ist möglich; im konkreten Fall z.B. durch die schulformübergreifende Unterstützung der Medien-AG

Vorbereitung

Zu Beginn führt die Lehrkraft eine themenbezogene Ausgangsdiagnose durch und wertet diese mit den Lernenden aus. Nach der Durchführung werden die Lernenden mit ausgewählten Ergebnissen ihrer individuellen Fehlerstatistik konfrontiert. Basierend auf den Ergebnissen der Leistungsdiagnose werden die Lernenden gebeten, sich demjenigen grammatischen Phänomen zuzuordnen, bei welchem für sie der größte Lernbedarf besteht. Bei der Deutung ihrer Ergebnisse werden sie von der Lehrkraft unterstützt. Auf diese Weise entstehen 5 Gruppen à 4-5 Personen.

Ablauf

In ihren jeweiligen Teams recherchieren die Lernenden während eines fest definierten Zeitraums nähere Informationen zu ihrem Themenkomplex. Ziel dieser Arbeitsphase ist es, die Schüler*innen sukzessive zu „Expert*innen“ in ihrer Domäne werden zu lassen. Zu diesem Zweck ist auch eine Phase des Austauschs in den Arbeitsgruppen vorgesehen, für den ein Teil einer Unterrichtsstunde zur Verfügung gestellt wird und der zur gegenseitigen Klärung von Fragen genutzt wird. Hierbei sollen sich die Gruppen zunächst um eine eigenständige Beantwortung der Fragen bemühen und nur im Notfall den Fachlehrer zu Rate ziehen. Dieser Arbeitsabschnitt dient den Lernteams somit primär zur Selbstorganisation, zur Koordinierung der weiteren Arbeit und insbesondere auch zur Überprüfung des Verständnisses der neu-gewonnenen Informationen.

Nach der Phase des ersten Austausches und Zusammenfassung der erlangten Erkenntnisse widmen sich die Gruppen dem Auftrag, das Thema für ihre Klassenkamerad*innen aufzuarbeiten. Hierzu werden die Teams ermutigt, nach sorgfältiger Planung mit Hilfe von in der Schule zur Verfügung stehenden Tablet-Computern ein Lernvideo zu erstellen, in dessen Verlauf das grammatische Phänomen anhand von Beispielen in seiner Verwendung erläutert werden soll. Das jeweilige Produkt wird nach Fertigstellung und fachlicher Prüfung durch die Lehrkraft den Kursteilnehmer*innen in geeigneter Weise zugänglich gemacht. Der Intention nach dient es zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen der Durchführung des „Umgedrehten Unterrichts“ (à „Inverted Classroom Mastery Model (ICMM)“) auch als Lernmaterial für die individualisierte Phase der Inhaltserschließung, die optional auch in die häusliche Vorbereitung ausgelagert werden kann.

Für das Schneiden und Bearbeiten der Videos erhielt die Lerngruppe im konkreten Projekt Hilfe durch Teilnehmer*innen des Wahlpflichtunterrichts „Medien“, welcher für die Jahrgangsstufen 9 bzw. 10 des Haupt- und Realschulzweigs der Gesamtschule angeboten wird. Im Rahmen einer anschaulichen Präsentation bekam die Lerngruppe durch diese im Umgang mit Tablet-Computern bereits erfahreneren Schüler*innen eine praxisorientierte Einführung in die Arbeit mit dem verwendeten Videobearbeitungsprogramm „Pinnacle Studio“. Darüber hinaus standen die älteren Schüler*innen dem Englischkurs während der praktischen Arbeit im Bedarfsfall beratend zur Seite.

Passend zu den zu präsentierenden Kerninformationen werden sodann mithilfe einer kostenfreien Webpräsenz (z.B. „testmoz.com“) kurze, zu den Lernvideos passende Selbsttests konzipiert, mit denen die Lernenden zu einem späteren Zeitpunkt des Projektes (i.e. unmittelbar nach der eigenständigen Erarbeitung des Videomaterials) zur selbständigen Überprüfung ihrer Lernprogression arbeiten. Zum Einsatz kommen u.a. Multiple-Choice-Fragen und kurze Lückentexte, um die für die Bearbeitung erforderliche Zeit nicht unangemessen auszudehnen. Nach Fertigstellung aller Videos und der hier beschriebenen Selbsttests werden sowohl die Videos als auch eine Linkliste zu den ergänzenden themenbezogenen Online-Übungen durch den /die  Fachlehrer*in für jedes Mitglied der Lerngruppe über einen Datenträger oder mithilfe einer Cloud zur Verfügung gestellt.

Als Abschluss der Gruppenarbeitsphase erarbeiten die Teams im Kontext eines selbst gewählten Themas jeweils eine anwendungsbezogene Aufgabe für die übrigen Kursmitglieder, bei der sich alle Schüler*innen im Schulunterricht aktiv mit der Anwendung der erlangten Informationen auseinandersetzen sollen. Mit Unterstützung der Lehrkraft bietet sich hier sogar die Möglichkeit, in Ansätzen binnendifferenzierendes Material erstellen zu lassen, welches die Mitglieder in Abhängigkeit von ihrem Leistungsvermögen erarbeiten können.

Mögliche Varianten und Ergänzungen

Denkbar ist, den Gruppen gemäß ihrer sprachlichen und methodischen Fähigkeiten individuelle Hilfen (z.B. in Form von Tippkarten) zur Verfügung zu stellen.

Tipps und Tricks

Die Lehrkraft sollte selbst den Umgang mit dem Tablet (hier: Erstellung von Videoaufnahmen, Umgang mit der verwendeten App zur Videobearbeitung) beherrschen. Zudem ist es ratsam, den Schüler*innen Hinweise für gute Videoaufnahmen mit dem iPad zu geben (z.B. zum Thema Gegenlichtaufnahmen, Abstand des Mikrophons zum Sprecher etc.). Die Verwendung eines externen Mikrophons kann das Ergebnis u.U. deutlich verbessern.

Raum für kreatives Gestalten

Die Kinder können Requisiten und andere Hilfsmittel (z.B. Lego-Figuren) zur Videoerstellung nutzen. Je nach Art des Lernvideos ist das Erstellen einer kurzen „Storyline“ notwendig, die ansprechend gestaltet werden muss. Das Schneiden und Bearbeiten der Videosequenz bietet Möglichkeiten zur Individualisierung, gleichsam das Konzipieren der Anwendungsaufgabe(n) zum Einsatz in der Unterrichtsstunde.

Weitere Materialien dazu

Autor*in

Dirk Weidmann - https://weidmanndirk.wordpress.com
Heinrich-Grupe-Schule Grebenstein - http://www.gsgrebenstein.net

Dieser Beitrag ist eine Einreichung zum Wettbewerb "Digitales Lernen in der Praxis - Ideen für den Unterricht"

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