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Adolescence: Die neue Netflix-Serie zu Incels, toxischer Maskulinität und geschlechterbasierter Gewalt

Als eine seiner Klassenkameradinnen ermordet wird, steht der 13-jährige Jamie als Haupttatverdächtiger im Mittelpunkt der Ermittlungen. Verhöre durch die Polizei und eine Psychologin, Tatortuntersuchungen und Gespräche mit seiner Familie und Freunden folgen — und offenbaren Jamies Aktivitäten in sogenannten „Incel-Communities“ online. Wie solche problematischen Online-Communities zur Verbreitung diskriminierender Ideologien und sogar zu erhöhter Gewaltbereitschaft führen kann, thematisiert die neue Netflix-Serie „Adolescence“ anhand der fiktiven Geschichte von Jamie Miller. Auch für Schulen werden Themen wie Incels, toxische Maskulinität und geschlechterbasierte Gewalt immer relevanter.

Was sind Incels eigentlich?

Der Begriff „Incel“ kommt aus dem Englischen und setzt sich aus den Bestandteilen „involuntary“ und „celibate“ zusammen. Übersetzt bedeutet dies so viel wie „unfreiwillig sexuell enthaltsam/zölibatär“. Denn Incels sind heterosexuelle Männer, die ungewollt single sind und keinen sexuellen Verkehr haben. Die Schuld daran geben sie Frauen und dem Feminismus. Sie sind davon überzeugt, dass Frauen nur Beziehungen mit Männern eingehen, welche dem klassischen männlichen Idealbild — groß, stark, maskulin und dominant — entsprechen. Diesem können viele Incels jedoch nicht gerecht werden. Außerdem soll der Feminismus vermeintlich dazu geführt haben, dass Frauen ihre durch traditionelle Geschlechterrollen vorgeschriebenen „Pflichten“ gegenüber Männern nicht mehr erfüllen. Dazu zählen unter anderem auch ihre romantischen und sexuellen „Pflichten“ gegenüber Männern. Obwohl dies nicht der Realität entspricht, versuchen Incels sich dadurch ihr eigenes Single-Dasein zu erklären.

Mit der Zeit entwickeln viele Incels einen Hass auf Frauen, der in Form von geschlechterspezifischen Beleidigungen, Gewaltfantasien und anderen frauenfeindlichen Taten ausgelebt wird. Insbesondere Frauen, die Incels attraktiv und anziehend finden, die nach ihrer Wahrnehmung für sie allerdings nicht erreichbar scheinen, sind von solchem Hass betroffen. Doch nicht immer bleibt es bei verbalen Angriffen: Seit 2014 wurden allein in den USA und Kanada mehr als 50 Menschen von Incels ermordet.

Was können Schulen dagegen tun?

Schon früh können Kinder und Jugendliche auf Inhalte im Internet zugreifen und somit mit Incel- Communities in Kontakt kommen. Deswegen ist es wichtig, mit ihnen über problematische Geschlechterrollen und geschlechterbasierte Gewalt zu sprechen, sie über Incels aufzuklären und zu thematisieren, weswegen diese problematisch sowie gefährlich sind. An weiterführenden Schulen in Großbritannien wird die neue Netflix-Serie beispielsweise bereits eingesetzt, um das Thema für Schüler*innen zugänglich zu machen. Das Material „Von toxischer Männlichkeit und digitalen Codes: Was Eltern und pädagogische Fachkräfte wissen müssen“ von klicksafe soll Lehrkräften helfen, Incels und toxische Maskulinität auch an deutschen Schulen zur Diskussion zu stellen. Darin wird ebenfalls Bezug auf die Netflix-Serie genommen, aber es werden auch darüber hinaus von Incels verwendete Emojis und Symbole erläutert, die Rolle von Empfehlungsalgorithmen bei der Verbreitung von Incel-Gedankengut und toxischer Maskulinität problematisiert sowie praktische Tipps für Lehrkräfte und Eltern gegeben.

Hinter der Incel-Ideologie verbergen sich noch andere grundlegende Probleme wie etwa gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Hate Speech, deren Verständnis für die langfristige Prävention der Verbreitung von Incels nötig ist. Die Module „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ und „Hate Speech von Medien in die Schule können im Unterricht dafür eingesetzt werden, um Schüler*innen für diese Phänomene zu sensibilisieren und ihnen Strategien für das Handeln gegen diskriminierende Äußerungen und Bewegungen online zu vermitteln. Der Artikel „Extremismus, Populismus und Desinformation im Netz von Elternguide.online kann ebenfalls dabei helfen, sich einen Überblick über Kommunikationsrisiken online zu verschaffen und ist zudem für die Elternarbeit geeignet.

Die Module „Ich im Netz“ und „Ich im Netz und in der Gesellschaftkönnen ergänzend zur Reflektion des eigenen Verhaltens im Internet anregen und bieten die Möglichkeit, dass Schüler*innen sich Gedanken zu einer idealen Netzkultur machen. Insgesamt sollen diese Unterrichtsmaterialien dazu beitragen, Schüler*innen auf problematische Phänomene allgemein sowie im spezifischen Kontext von Incels aufmerksam zu machen und sie in ihrer Handlungsfähigkeit gegen diese zu bestärken.