Fast jeder Haushalt ist heutzutage mit WLAN, Smartphones, Laptops und Tablets voll technisch ausgestattet — aber wer darf was benutzen? In über der Hälfte aller Haushalte haben auch die Kleinsten zwischen zwei und fünf Jahren schon Zugang zu diesen Geräten. Im Schnitt erfolgt der erste Kontakt mit den meisten Medien bereits im Alter von drei Jahren.
Aber welche Medien nutzen Kleinkinder eigentlich und wissen Eltern, was sie tun können, um ihr Kind online zu schützen? Genau das hat die aktuelle miniKIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest erhoben. Darin wurde nach dem Medienkonsum von zwei- bis fünfjährigen Kindern und von deren Haupterzieher*innen gefragt, sowie nach dem Wissenstand der Erziehenden über digitale und pädagogische Medienerziehungsmaßnahmen. Die Ergebnisse zeigen, dass Medien bereits fester Bestandteil im Alltag vieler Kinder sind, Erziehende jedoch oft noch damit überfordert sind, deren Mediennutzung zu regulieren und zu unterstützen.
Obwohl klassische Freizeitaktivitäten wie draußen oder drinnen spielen und Malen, Zeichnen und Basteln noch immer überaus beliebt sind, wird auch immer häufiger zu verschiedenen Medienaktivitäten gegriffen. Vor allem Streamingdienste und Sprachassistenten, kostenlose Videoportale und Hörspiele, Hörbücher und Podcasts haben seit 2020 ein beträchtliches Wachstum verzeichnet. Das passt auch zu den Geräten, die Kinder am meisten nutzen: Kindercomputer und -laptops stehen auf Platz eins (22%), Tablets folgen dicht darauf auf Platz zwei (21%); Fernsehgeräte, Smart TVs und Streamingabonnements (13%), CD-, MP3- und Kassetten-Player oder iPods (12%) und Handys bzw. Smartphones (10%) besetzen den Rest der Top fünf. Mit dem Alter wächst das Medienrepertoire der Kinder zudem weiter und bestimmte Geräte werden intensiver genutzt. Allerdings werden einige Medien trotzdem mehrheitlich nicht genutzt, wie z. B. Computer und Laptops (72%), Sprachassistenten (59%) und digitale Spiele (58%).
Während Mädchen lieber fernsehen, durch Mediatheken stöbern und Musik und Hörspiele hören, schauen Jungen eher Videos und Sendungen auf kostenfreien Videoportalen. Bei beiden stehen allerdings Bücher und Hörbücher an erster Stelle. Über 90 Prozent aller Kinder bekommen mindestens einmal pro Woche vorgelesen oder schauen sich selbst Bilderbücher an und rund die Hälfte nutzt im selben Zeitraum ein Bewegtbildangebot. Rund 40 Minuten pro Tag werden jeweils mit Büchern und Hörbüchern verbracht, gefolgt von kostenpflichtigen Streamingdiensten (23 Minuten), Radio und kostenfreien Videoportalen (jeweils 18 Minuten) und dem klassischen Fernsehen (15 Minuten). Dahingegen nutzen nur unter einem Fünftel jede Woche Handys und Smartphones, Computer und Laptops und digitale Spiele. Ausschließlich Tablets werden mit einem Drittel häufiger genutzt, vor allem von Mädchen.
Im Kleinkindalter sollten Erziehende Medien immer gemeinsam mit ihrem Kind nutzen. Laut der Befragung tut dies die Mehrheit auch. Nur beim Hören von Hörspielen, Hörbüchern und Podcasts lassen ein Großteil der Eltern ihre Kinder unbeaufsichtigt. Doch auch in diesem Fall wird der Medieninhalt oft vorher von den Eltern geprüft: 83 Prozent geben an, Inhalte nach ihrer persönlichen Kenntnis darüber und ihrer positiven Einschätzung davon auszuwählen. Ebenso richten sich viele Eltern nach Altersempfehlungen (69%), ob der Inhalt vom Hersteller als kindgerecht vermarktet wird (62%) und nach den Empfehlungen anderer Eltern (52%). Jedoch werden Inhalte häufig auch ausgewählt, einfach weil das Kind es sich gewünscht hat (71%) oder es bereits einmal gesehen hat (57%) — auch wenn der Inhalt davor nicht unbedingt von einem Elternteil konkret nochmal geprüft wurde. Dadurch kann es dazu kommen, dass Kinder auf jugendgefährdende Inhalte stoßen. Ein Viertel aller Kinder ist im Fernsehen, auf Streamingseiten oder in Videoportalen bereits auf ungeeignete, angsterregende oder unangenehme Inhalte gestoßen, deutlich mehr als noch im Jahr 2020. Dies kann unter anderem auch dann passieren, wenn Kinder bei ihren Eltern, älteren Geschwistern oder anderen mitgucken, selbst wenn die Serie oder das Video nicht für ihre Altersklasse gedacht ist.
Jedoch haben viele Haushalte feste Nutzungsregeln für Medien eingeführt, um strenger darauf achten zu können, welche Inhalte ihr Kind in welchem Maße konsumiert. Für kostenpflichtige Streamingdienste haben drei Viertel bereits Regeln aufgesetzt, für Tablets, PCs und Laptops sowie für das klassische Fernsehen sind es etwas weniger. Auch für kostenfreie Videoportale und Onlineangebote der Fernsehsender herrschen in den meisten Familien bestimmte Regeln über Nutzungsdauer, -tage und -zwecke. Nutzungsregeln als erzieherisches Mittel sind den meisten also schon bekannt und werden auch — zumindest für bestimmte Dienste und Geräte — durchgesetzt.
Etwas anders sieht es jedoch bei technischen Schutzmaßnahmen aus. Obwohl die Mehrheit der Eltern der Aussage zustimmt, das Internet würde viele Gefahren für ihre Kinder bergen und dass Erziehende in der Verantwortung stehen, ihren Kindern wichtige Medienkompetenzen zu vermitteln, fehlt ihnen in der Praxis oft selbst das nötige Wissen. So finden 87 Prozent, ihr Kind sollte nur mit einem Filter- oder Schutzprogramm im Internet surfen dürfen, allerdings kennt die Hälfte keine Filterprogramme und weiß auch nicht, wo sie mehr darüber herausfinden kann. Andere glauben, Filterprogramme seien nur nötig, wenn das Kind allein im Internet ist (66%) oder dass Filterprogramme ihnen die Arbeit abnehmen, die Nutzung ihres Kindes zu kontrollieren (29%). Darüber hinaus halten einige Filterprogramme auch für zu teuer (26%) und zu kompliziert (21%).
Deswegen fordert auch die Hälfte der Eltern mehr Unterstützung durch den Kindergarten, die Krippe oder später durch die Schule bei der Medienerziehung ihres Kindes. Die Kita ist für sie nach anderen Eltern die zweitwichtigste Informationsquelle zu dem Thema „Kinder und Medien“. Sie wünschen sich zudem mehr Informations- und Beratungsangebote. Einige Materialien, die dabei helfen können, Eltern über Medienerziehung und Schutz im Internet aufzuklären und Kindern beizubringen, wie sie Medien sicher nutzen können, finden Sie hier: