Die aktuelle forsa-Studie für 2023 liefert neue Erkenntnisse über die Prävalenz von Hate Speech im Internet. Dieses Jahr wurden für die Studie 1.006 deutschsprachige Internetnutzer*innen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Die Studie wurde von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben und vom Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt. 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Hate Speech weiterhin ein drängendes Problem darstellt, das Maßnahmen erfordert. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen dies: 76% der Befragten gaben an, bereits mit Hasskommentaren konfrontiert worden zu sein. 37% gaben zudem an, sogar häufig oder sehr häufig auf Hate Speech zu stoßen und 24% sagten aus, selbst schon einmal Opfer solcher Kommentare geworden zu sein. 

Besonders junge Menschen nehmen häufig Hate Speech wahr

Die Studie identifiziert bedeutende Unterschiede in Bezug auf das Alter der Befragten. Personen unter 45 Jahren nahmen Hate Speech besonders häufig wahr, insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren. Etwa 90% dieser Altersgruppe berichteten, schon einmal mit Hate Speech in Kontakt gekommen zu sein. Im Vergleich machten im Schnitt nur 67% der Befragten im Alter von über 45 Jahren ähnliche Angaben. 14- bis 24-Jährige sind mit 39% ebenfalls am häufigsten selbst von Hate Speech betroffen. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern konnte jedoch wie in den Vorjahren nicht nachgewiesen werden. 

Unabhängig vom Alter hielten 57% aller Befragten Politiker*innen für am meisten von Hasskommentaren betroffen, gefolgt von Menschen mit anderen politischen Ansichten mit 48%. An dritter Stelle standen Geflüchtete mit 42%. Unter 25-Jährige nannten außerdem noch Mitglieder der LGBTQ-Community und Frauen und Menschen, die dem gängigen Schönheitsideal nicht entsprechen, als wiederholte Ziele von Hate Speech. Die älteren Altersgruppen sind hingegen der Meinung, dass Menschen mit Migrationshintergrund besonders oft Opfer von Hasskommentaren werden. 

Immer mehr Menschen unternehmen etwas gegen Hate Speech 

Immer weniger Leute halten es mittlerweile für Zeitverschwendung, sich mit Hasskommentaren zu beschäftigen. 40% aller Befragten gaben an, sich schon einmal näher mit Hasskommentaren befasst zu haben — ein neuer Höchstwert. Auch ältere Menschen beschäftigen sich zusehends mit dem Thema. Des Weiteren haben 30% der Befragten bereits selbst einen Hasskommentar gemeldet, während 25% schon einmal kritisch auf einen solchen Kommentar geantwortet haben. 

Als effektivste Maßnahme gegen Hate Speech nennen drei Viertel der Befragten die strafrechtliche Verfolgung von Verfasser*innen, dicht gefolgt von der Löschung von hasserfüllten Beiträgen (71%) und der Moderation von Inhalten durch professionelle Moderatoren (60%). Auch das Melden beim Seitenbetreiber oder bei einer unabhängigen Meldestelle sah die Mehrheit mit 58% als gleichermaßen sinnvoll an. Weniger wirksam erschien vielen das Erstellen einer Netiquette oder das direkte Antworten auf Hasskommentare. 

Auch die Einstellung gegenüber der Effektivität verschiedener Maßnahmen unterscheidet sich leicht zwischen den Altersgruppen. Während die über 60-Jährigen mit 76% stark von der Wirksamkeit des Löschens von Inhalten überzeugt sind, sind es die unter 25-Jährigen mit 57% eher weniger. Im Gegenzug sind die älteren Altersgruppen jedoch vergleichsweise etwas weniger von der professionellen Moderation von Inhalten oder dem Melden bei Seitenbetreibern überzeugt. 

Weiterführende Angebote: Informationen und Materialien für Lehrkräfte

Die Ergebnisse der forsa-Studie verdeutlichen, dass Hate Speech im Internet weiterhin stark verbreitet ist und immer mehr Menschen davon betroffen sind. Sie zeigen jedoch auch, dass die Sensibilisierung für das Thema zunimmt und eine wachsende Anzahl an Menschen Maßnahmen gegen Hasskommentare ergreift. Um jedoch effektiv gegen Hate Speech vorgehen zu können, ist es wichtig, ausreichend über das Thema informiert zu sein. 

Der neue Online-Kurs „Desinformation & Hate Speech“ von weitklick — Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung erklärt, wie die beiden Phänomene Desinformation und Hate Speech im Internet zusammenhängen, sensibilisiert für die damit verbundenen individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen und zeigt Lehrkräften, wie sie die Themen im Unterricht einbringen können. 

Die Unterrichtseinheit „Hass in der Demokratie begegnen“ von Medien in die Schule greift in vier Modulen die Erfahrungen und Begegnungen (im Netz) der Schüler*innen mit Rechtsextremismus, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Hate Speech auf, um Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten sowie konkrete Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Die Einheit beinhaltet Arbeitsblätter und Ideen für den Unterricht, wie z.B. für Gruppenarbeiten oder Diskussionen.