Ob nun Zuhause, in der Schule oder bei der Arbeit: Digitalisierung wird in Deutschland zu einem immer wichtigeren Thema. Noch hängt Deutschland dabei jedoch hinter vielen anderen EU-Mitgliedstaaten hinterher. Besonders betroffen ist dabei unter anderem das Bildungswesen: laut der IPSOS-Befragung der Vodafone Stiftung sind über die Hälfte der deutschen Lehrkräfte der Meinung, ihre Schulen seien nicht ausreichend technisch ausgestattet, um ihren Schüler*innen nötige digitale Kompetenzen zu vermitteln. Grundlegende IT-Infrastrukturen, wie stabiles Internet oder genügend Endgeräte für die ganze Klasse, seien laut den Lehrkräften an 86 Prozent der Schulen schlichtweg nicht gegeben.
Doch allein der Ausbau der IT-Infrastrukturen reicht nicht aus: Lehrer*innen benötigen auch Unterstützung in Form von Fortbildungen, Webinaren und Workshops, um Potenziale wie Risiken digitaler Medien zu kennen, diese zu vermitteln und digitale Unterrichtsmethoden zielbringend einzusetzen. Dieser Meinung sind auch die Lehrkräfte selbst, von denen 51 Prozent Fort- und Ausbildungen als hilfreichste Maßnahme einschätzen. So sollten Lehrer*innen zwar darin geschult werden, wie sie Schüler*innen für den Umgang mit Desinformation online befähigen können und dabei nicht vergessen, deren Lese- und Schreibkompetenzen zu stärken, aber auch den Nutzen von Technik zum Zugang zu besseren Informationsquellen, zur Binnendifferenzierung im Unterricht und zur Unterstützung von Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf erkennen. Bisher geben nämlich nur 5 Prozent aller Lehrer*innen an, technische Mittel zur Verbesserung des Unterrichts selbstsicher einsetzen zu können — ein Wert, den es zu heben gilt.
Ein Beispiel für ein Bildungsprogramm für Lehrer*innen ist das Projekt weitklick. Das Blended-Learning-Fortbildungsprogramm unterstützt Lehrende dabei, das Thema Desinformation online nachhaltig in den Unterricht zu integrieren, um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen rund um die Mediennutzung und Meinungsbildung im Internet sowie Falschinformationen und Verschwörungsmythen online zu stärken. In Onlinekursen können sich Lehrkräfte selbstständig im eigenen Tempo Inhalte und Kompetenzen aneignen und ihr Wissen vertiefen. Außerdem bietet weitklick regelmäßig Webinare und Fortbildungen mit Expert*innen aus Journalismus, Wissenschaft und Bildungspraxis an. Es besteht zudem die Möglichkeit sich ein Zertifikat für absolvierte Onlinekurse und die Teilnahme an Webinaren oder Fortbildungen ausstellen zu lassen.
Es ist wichtig, dass neben den rein technischen Kompetenzen wie dem Suchen von Informationen im Internet oder der Bedienung verschiedener Tools auch die sozialen und fachlich-methodischen Kompetenzen der Schüler*innen gefördert werden, denn diese werden laut der Studie im Schulkontext in Deutschland in rund der Hälfte aller Schulen vernachlässigt. Als Leitfaden können sich Lehrkräfte an den sogenannten „21st Century Skills“ orientieren, die als Rahmenkompetenzen für Schüler*innen des 21. Jahrhunderts gelten. Dazu zählen Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken, Kreativität, digitale Kompetenzen, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität, selbstorganisiertes Lernen, Resilienz und Empathie. Auch wenn Skills wie kritisches Denken oder selbstorganisiertes Lernen von Lehrenden als besonders wichtig eingeschätzt werden, erkennen Dreiviertel der deutschen Lehrkräfte auch die Bedeutung von emotionalen Skills wie Empathie. Denn nur in Kombination tragen die „21st Century Skills“ nicht nur zu einem angenehmeren Arbeitsklima im Klassenraum bei, sondern ermöglichen es Schüler*innen auch künftig sowohl offline als auch online selbständig und verantwortungsvoll zu handeln und Inhalte kritisch zu hinterfragen.
Digitale Tools ermöglichen es Lehrkräften idealerweise nicht nur, ihren Unterricht abwechslungsreicher und effizienter zu gestalten, sondern unterstützen sie auch dabei, dass ihre Schüler*innen sich kompetent und selbstbestimmt in ihren Onlinewelten bewegen und sie für die Zukunft und den Eintritt in die Arbeitswelt vorbereitet werden.
Um Lehrkräften bei der Orientierung und Umsetzung im Schulunterricht zu helfen, bietet Medien in die Schule umfassende OER-Materialien für die Unterstützung:
Desinformation kann negative Folgen für Kinder und Jugendliche haben. Ihnen können bei der Mediennutzung Falschinformationen, Beiträge mit reißerischen Überschriften, Artikel mit einfachen Lösungen für schwierige Probleme, Sticker oder Bilder mit rassistischen Botschaften oder irreführende Kommentare begegnen. Dies kann die Entwicklung und Meinungsbildung von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflussen.
Damit Eltern und Familien dabei unterstützt werden, ihr(e) Kind(er) beim Umgang mit Desinformation begleiten zu können, bieten wir ein kostenfreies Materialpaket für Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte für die Durchführung eines Elternabends an. Es stehen zwei Varianten zur Verfügung: Dauer des Elternabends von ca. 30 Minuten oder von ca. 60 Minuten.
Elternabend „Mit Fakten gegen Fakes“ | Version: 30 Minuten
Elternabend „Mit Fakten gegen Fakes“ | Version: 60 Minuten
Weitere Unterstützung zur Durchführung des Elternabends
Die Materialien „Mit Fakten gegen Fakes“ werden herausgegeben von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.) und entstanden in Zusammenarbeit mit Dr. Birte Güting (Bezirksregierung Arnsberg), Jessica Euler (Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V.) und Prof. Dr. Verena Ketter (Hochschule Esslingen).
Redaktion: Astrid Dinges, Uta Voigt | music media park e. V. // Stand: Juni 2022
Mit finanzieller Unterstützung von: U.S. Embassy Germany
In Zusammenarbeit mit weitklick – das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung veröffentlicht „Medien in die Schule“ ein neues Modul zum Thema Desinformation online. Das Modul erweitert das bereits 2017 herausgegebene Unterrichtsmaterial Meinung im Netz gestalten zu Meinungsbildungsprozessen im Internet um die Vermittlung von Merkmalen, Motiven und Verbreitungswegen von Desinformation online sowie Möglichkeiten der Identifikation und Überprüfung im schulischen Kontext.
Modul hier kostenlos herunterladen! Möchten Sie das Modul als Druckversion kostenfrei bestellen? Melden Sie sich gern über unser Kontaktformular!
„Algorithmen, Memes, Social Bots, Trolle oder Deepfakes – mit unserem neuen Modul verstehen Lehrkräfte, was hinter diesen Begriffen steckt, wie sie unsere Medien- und Nachrichtenkompetenz herausfordern und die (politische) Meinungsbildung von Heranwachsenden erschweren. Unser Ziel ist es, das Thema Desinformation online auf den Stundenplan zu bringen und zu zeigen, wie Jugendliche Falschnachrichten im Internet erkennen und ihre negative Auswirkungen einschätzen können. Denn aufgrund der oftmals unübersichtlichen Fülle an Informationsmöglichkeiten ist ein souveräner und sachkundiger Umgang mit Informationen heute genauso wie lesen, schreiben und rechnen eine zentrale Fähigkeit, die die Schule Kindern und Jugendliche vermitteln sollte.“
Martin Drechsler, Geschäftsführer der FSM, Herausgeber von „Medien in die Schule“
Im Modul „Desinformation Online“ finden Lehrende vier neue Unterrichtseinheiten mit Aufgabenstellung, Lernziel, Ablauf, methodisch-didaktischen Hinweisen und benötigten Materialien. Dabei geht es unter anderem um Merkmale, Formen und Beispiele von Desinformation im Internet und sozialen Netzwerken sowie konkrete Möglichkeiten, Angebote und Instrumente zum Überprüfen von Informationen. Die 14 neuen Arbeits- und Materialblätter können direkt im Unterricht eingesetzt werden. So können sich Schüler*innen in Bilderrückwärtssuchen ausprobieren oder nach dem Kennenlernen verschiedener Fact Checking Initiativen auch selbst Faktenchecks umsetzen.
Ziel ist es, Jugendliche für die eigenen Meinungsbildungsprozesse und ihre Verantwortung für den Umgang mit Desinformation im Netz zu sensibilisieren. Lehrer*innen, die sich bereits mit dem weitklick Bildungsprogramm fortbilden, können mit diesem Modul das Gelernte vertiefen und direkt im Unterricht anwenden.
Das Unterrichtsmaterial „Meinung im Netz gestalten“ ist Teil des Angebots von „Medien in die Schule“, das zahlreiche Inhalte und Themen der Medienbildung für den Lernraum Schule aufbereitet. Bereits seit 2013 stellt das Gemeinschaftsprojekt der FSM und Google Zukunftswerkstatt in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. eine große Bandbreite an kostenfreien, offenen Unterrichtsmaterialien (OER) zu aktuellen medialen Erscheinungen zur Verfügung. Lehrer*innen finden dort für die Sekundarstufen I und II aufbereitete Informationen, Materialien und praxisnahe Methoden rund um Themen wie z.B. die sichere Internetnutzung, Smartphones, Machine Learning, Hate Speech oder Fake News.
„Medien in die Schule“ leistet so einen aktiven und praktischen Beitrag zur digitalen Bildung. Die Inhalte erhielten bereits mehrere positive Bewertungen durch den Materialkompass Verbraucherbildung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Alle Materialien stehen unter einer Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA). Ihre Bearbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung ist unter Angabe der Quelle und unter gleichen Bedingungen erlaubt.