Ziel des Projekts: | Erstellen eines kurzen Trickfilms per Stop-Motion-Verfahren mit Figuren, die per Tablet-App erstellt und am 3D-Drucker gedruckt werden |
verwendete Technologien und Werkzeuge: |
3D-Drucker |
Altersgruppe der Teilnehmenden: | ab Klassenstufe 5 |
Kontext der Umsetzung: | sowohl schulisch (im Rahmen einer Projektwoche) als auch außerschulisch (z.B. Nachmittagsprojekt) |
Zeitrahmen: | 1 Woche (5 Tage mit jeweils 5 Std.) plus 2-stündige Abschlusspräsentation |
Das „3D-Druck trifft Trickfilm Projekt“ wurde umgesetzt vom Medienkompetenzzentrum Reinickendorf, dem „meredo“, einer Einrichtung des Jugendamtes Reinickendorf. Das Projekt wurde im Rahmen einer Projektwoche mit einer Klasse der Stufen 5 und 6 einer Grundschule durchgeführt. Es erstreckte sich über einen Zeitraum von 5 Tagen mit jeweils 5 Stunden inkl. Pausen (8 bis 13 Uhr). Dazu kam ein Abend, an dem eine Abschlusspräsentation stattfand.
Innerhalb des Projekts wurde die Klasse in 4 Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bestand aus 4-7 Schüler*innen (je nach Klassengröße), erhielt eine Trickbox, eine Fotokamera, einen PC und 3-4 Tablets und wurde von jeweils einer pädagogischen Fachkraft (Teamer*innen) betreut. Ziel des Projekts war die Erstellung eines kurzen Trickfilms mit eigenen 3D-Figuren pro Gruppe. Für den Film wurde eine Länge von mindestens 1,5 bis 2 Minuten vorgegeben.
Trickbox, Kameras, Material für Kulissen (Papier, Bastelmaterialien, kleine Spielfiguren), Tablets (iPads oder Android-Tablets) mit 3D App (z.B. Autodesk 123D Sculpt+), 3D-Drucker inkl. Zubehör, PC mit Internetzugang, Schnittprogramm (z.B. MAGIX Video Deluxe) und Mikrofontechnik für Tonaufnahmen, Material zum Bearbeiten der Figuren: Feilen, Farbstifte; Knete
Die Teamer besaßen grundlegende bzw. fortgeschrittene Kenntnisse im Umgang mit PC und Kamera und bereiteten sich inhaltlich auf die Verwendung der App zur Erstellung der 3D-Figuren, das Prinzip eines Stop-Motion-Films und die Bedienung des Schnittprogramms am PC vor.
Jede Gruppe benötigte zum Arbeiten (mindestens) einen eigenen Raum. So sollte gewährleistet werden, dass sich die Gruppen beim Fotografieren und beim Anfertigen von Tonaufnahmen nicht gegenseitig stören. Dabei musste genügend Platz für die Trickbox zum Fotografieren, einen PC zum Schneiden des Films und ein paar Tische zum Planen der Geschichte, zum Erstellen der Kulissen und für die Bearbeitung der 3D-Figuren vorhanden sein. Ein separater Raum wurde für den 3D-Drucker reserviert. Die Schüler*innen konnten unter Aufsicht beim Druck zusehen.
Zu Beginn des Projekts hatte jede Gruppe die Aufgabe, sich eine Geschichte für ihren eigenen Trickfilm zu überlegen und sie in einem Script/Storyboard festzuhalten. Wahlweise wurde hier ein Oberthema (z.B. Tiere) vorgegeben. Inhaltlich wurde den Gruppen die Wahl der Geschichte freigestellt; es gab lediglich Grenzen bei der Darstellung von Gewalt, Sexismus oder radikalem Gedankengut.
Nach der Story-Findung hatte jedes Gruppenmitglied die Möglichkeit, per 3D-App eine eigene Figur zu erstellen. Hierzu wurde zunächst die App erklärt und auf einige Besonderheiten hingewiesen (Figur groß genug erstellen; Arme und Beine nicht zu dünn, da sie sonst durchbrechen; Füße breit genug, dass die Figur stehen kann). Während die ersten ihre Figuren erstellten, bereiteten die anderen ihre Kulissen für die Trickbox vor, suchten nach weiteren Figuren für den Film (Spielfiguren) und machten erste Probefotos mit den Fotokameras. Nachdem die ersten Figuren gedruckt waren, konnten sie mithilfe von Feilen abgeschliffen und mit Stiften bunt gestaltet werden.
Die restlichen 3D-Figuren wurden gedruckt, geschliffen und bemalt. Die Gruppen bauten nun ihre Filmkulissen für die ersten Szenen auf. Im Stop-Motion-Verfahren (Figuren Stück für Stück bewegen) fotografierten sie die geplanten Szenen unter Zuhilfenahme des Storyboards.
Während der eine Teil der Gruppen weitere Szenen fotografierte, konnte der andere die bereits erstellen Szenen-Fotos sortieren, im Schnittprogramm vorbereiten und schon erste Tonaufnahmen vornehmen. Im Umgang mit dem Schnittprogramm und beim Erstellen von Stimmen- und Tonaufnahmen war Hilfe erforderlich. Vereinzelt wurden am dritten Tag noch fehlende Kulissen gebaut.
Weitere Szenen wurden fotografiert, nach Möglichkeit die letzten Szenen abgeschlossen. In das Schnittprogramm wurden die Szenenfotos eingefügt und sortiert, ggf. unscharfe oder fehlerhafte Bilder aussortiert. Für die Vertonung des Films wurden weitere Stimmen- und Tonaufnahmen angefertigt und es im Internet nach Musik und Geräuschen gesucht, die für die nicht-kommerzielle Verwendung kostenlos sind (lizenzfreie Musik). So konnten die fotografierten Szenen vertont werden.
Am letzten Tag musste der Filmschnitt abgeschlossen, also letzte Bilder und Ton eingefügt und die Szenen in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Die Gruppen wählten einen Titel und erstellten einen Abspann. Die Filme wurden gespeichert, um sie zur Abschlusspräsentation vorführen zu können. Beim Umgang mit dem Schnittprogramm war Hilfe von den Teamern erforderlich, den Gruppen wurde aber die größtmögliche Freiheit – insbesondere bei der Gestaltung ihrer Geschichte – gelassen.
Zur Abschlussveranstaltung konnten die Schüler*innen ihre Familien und Freunde einladen. Sie präsentierten ihre Filme auf einer kleinen Bühne und berichteten von ihren Erlebnissen und Erfahrungen. Die Resonanz auf die Filme war sehr positiv.
Im Rahmen des „3D-Druck trifft Trickfilm“-Projekts lernten die Schüler*innen auf spielerische Art und Weise den Umgang mit einer 3D-Modelling-Software und dem 3D-Drucker kennen. Gleichzeitig sammelten sie Erfahrungen mit dem Prinzip der Trickfilmherstellung (Stop-Motion, Schnittsoftware, Vertonung) und setzen sie anhand eines eigenen Projektes um. Durch die selbstorganisierte Planung und Umsetzung waren ein realistisches Einschätzen eigener Arbeitsabläufe und des eigenen Arbeitstempos nötig. Durch das Arbeiten in der Gruppe wurden Fähigkeiten wie Kompromissfähigkeit und Konfliktmanagement geschult, aber es gab auch Potenzial für Konflikte, die in der Gruppe bearbeitet werden mussten. Die Schüler*innen entwickelten Stolz auf ihr selbst geschaffenes Werk und erhielten Anerkennung durch die Präsentation vor Familie und Freunden.
Das Erstellen eines Trickfilms mit dem Stop-Motion-Prinzip forderte den Gruppen viel Geduld, Durchhaltevermögen und Fingerspitzengefühl ab. Das schrittweise Umstellen der Figuren war für einige Gruppenteilnehmer*innen eine Herausforderung. Es kam auch zu Konflikten innerhalb der Gruppe, wenn Mitglieder das Gefühl hatten, dass Aufgaben ungerecht verteilt waren. Hier war Konfliktmanagement von Nöten. Darüber hinaus musste auf den Einfluss der begleitenden Lehrkraft geachtet werden. Angestrebt war eine pädagogische Begleitung, während die Einflussnahme auf den Inhalt oder die Gestaltung des Films so gering wie möglich gehalten werden sollte. Den Schüler*innen sollten eigene Erfahrungen beim Erstellen eines Films ermöglicht werden.
Auf Seiten der begleitenden Teamer waren Erfahrungen mit dem PC erforderlich, mit dem Filmschnitt, dem Stop-Motion-Verfahren und der Bedienung von Tablets wünschenswert. Vor Beginn des Projekts machten sich die Teamer mit der Bedienung der 3D-App und der weiteren technischen Geräte vertraut. Pädagogische Erfahrungen, v.a. in der Betreuung von Gruppenprozessen, waren ebenfalls unerlässlich.
Für die Projektleitung ergab sich die Notwendigkeit der Erfahrung im Umgang mit der 3D-Druck-Technik und möglichen Problemen bei der Benutzung. Auch die laufenden Kosten (z.B. Filament zum Erstellen der Figuren) mussten eingerechnet werden.
Auf Seite der Gruppen sind Konfliktmanagement und eine bedarfsgerechte Betreuung und Hilfestellung bei Planung und Umsetzung notwendig. Schon bei der Planung der Filmlänge muss die zur Verfügung stehende Zeit einberechnet werden (etwa 5 Szenen bei einer Länge von 1,5 bis 2 Minuten und insgesamt 1500-3000 Einzelfotos). Oft erreichten die Filme aber eine Länge von über 5 Minuten.
Die Umsetzung des Projektes ist auch als Trickfilmprojekt möglich, wenn die 3D-Druck-Technik aus finanziellen Gründen nicht eingesetzt werden kann.